E-Government 2020: trotz Umzug keine Behördengänge
Veröffentlicht am 10.10.2019
Wir schreiben das Jahr 2020 und es gibt eine funktionierende digitale Verwaltung – in unserer fünfteiligen Serie zeigen wir unterschiedliche Szenarien auf, wie digitalisierte Prozesse aussehen und wie sie Bürger und Verwaltungen entlasten könnten. Im ersten Teil geht es um die Behördengänge nach einem Umzug.
Kein monatelanges Warten mehr auf Behördentermine
Kürzlich ist Familie Müller von Köln nach Gummersbach umgezogen. Frau Müller hat dort eine neue Arbeitsstelle als Grundschullehrerin angenommen. Nun ist vieles zu organisieren: Die neue Adresse muss angemeldet, das Auto der Familie umgemeldet werden. Für die beiden Töchter Sarah (9) und Pinar (16) müssen eine neue Grundschule und ein Gymnasium gefunden werden.
Mit einem leichten Schaudern denken Frau und Herr Müller daran zurück, wie es damals war, als sie 2011 von Essen nach Köln gezogen sind. Monatelang mussten sie auf freie Termine bei den Ämtern warten – und die verfügbaren Termine lagen so unglücklich, dass jeweils einer von beiden einen Tag Urlaub nehmen musste.
Im Jahr 2020 gehört dieser Aufwand der Vergangenheit an. Kurz nach dem Einzug meldet sich Familie Müller einfach beim digitalen Bürgerportal an. Gleich nach dem Start dieser neuen digitalen Verwaltungsservices im vergangenen Jahr hatte sie sich registriert. Nun genügt eine einfache Anmeldung, und alle notwendigen Dienstleistungen der örtlichen Verwaltung sind mit wenigen Klicks verfügbar. Für die Anmeldung hält Frau Müller einfach ihren elektronischen Personalausweis an das Lesegerät, das sie zu Hause am PC angeschlossen hat.
Die Verwaltung denkt für den Bürger
Dank der sehr übersichtlichen Benutzeroberfläche kann das Bürgerportal intuitiv bedient werden. Frau Müller schätzt die Infokästen, die mittels Algorithmen generiert werden: Sie erscheinen automatisch auf dem Bildschirm, um situationsabhängig darauf hinzuweisen, welche Dokumente noch fehlen oder welche Schritte für einen bestimmten Vorgang noch abgeschlossen werden müssen.
Über das Portal gelangt Familie Müller schnell zu den Seiten der Schulbehörde, die ausführlich über die nächstgelegenen Schulen in ihrem Bezirk informieren. Die Anmeldung ihrer Töchter ist online schnell erledigt. Auch die Anmeldung des neuen Wohnsitzes und die Ummeldung des Autos klappen problemlos. Herr Müller kümmert sich gleich noch um einen Anwohnerparkausweis. Die fällige Jahresgebühr von 30 Euro kann er gleich online mittels eines Bezahldienstes leisten, der im Bürgerportal integriert ist. Ein Aufkleber für sein Auto, der die Parkberechtigung bestätigt, ist nicht mehr nötig: Vorbeikommende Angestellte des Ordnungsamts können die Daten mit ihren Geräten anhand des Fahrzeugkennzeichens abgleichen.
Smartphone erspart Behördengänge
Der Wagen soll ohnehin nur vorübergehend auf der Straße parken. Familie Müller möchte an ihrem Einfamilienhaus eine Garage bauen. Für die Baugenehmigung genügt es, über das Bürgerportal einen Antrag zu stellen. Die dafür nötigen Baupläne können die Eheleute bequem online hochladen und an das Bauamt übermitteln. Da Herr Müller bei einer Bank in Bonn arbeitet und entsprechend viel Zeit mit Pendeln verbringt, erledigt er dies, während er im Regionalexpress sitzt. Mit einer App auf seinem Smartphone greift er auf das Bürgerportal zu. Sogar wichtige Dokumente kann er dort elektronisch signieren.
Währenddessen sucht Tochter Pinar nach einem Praktikumsplatz in den kommenden Sommerferien. Die Bewerbung ist durch das Bürgerportal einfacher geworden. Sie meldet sich über ihren eigenen Account auf dem Portal an, indem sie sich mit ihrem Smartphone identifiziert. Über das Portal hat sie Zugriff auf einen Online-Speicher, auf dem private Dokumente hinterlegt sind. Dort findet sie auch ihre aktuellen Schulzeugnisse, die sie nur noch herunterladen und ihrer Bewerbung beifügen muss.
Fazit
Unsere Vision für E-Government im Jahr 2020 ist heute noch Zukunftsmusik. Damit sich solche Szenarien schnell realisieren lassen, hat die Bundesdruckerei eine Studie erstellt, die die grundlegenden Parameter für eine umfassende und sichere E-Government-Architektur umfasst. Ein wichtiges Ergebnis: Die Bürger müssen die digital angebotenen Verwaltungsdienstleistungen intuitiv nutzen können und diese müssen bürgerzentriert sein. Die Studie „Zukunft E-Government – Vorschläge für eine bürgerfreundliche und sichere Digitalisierung der Verwaltung“ beleuchtet unter anderem die entscheidenden technischen, rechtlichen, politischen sowie gesellschaftlichen Aspekte. Sie kann hier kostenlos herunterladen werden: