Intelligentes Leben im Weltall
Die Suche nach intelligentem Leben, das wir (noch) nicht kennen
Veröffentlicht am 05.09.2023
Die Frage, ob es abseits der Erde noch intelligentes Leben im Universum gibt, ist fast so alt wie die Menschheit.
Die Suche begann vor vielen Hundert Jahren. Je mehr die Forschung herausfindet, desto konkreter wird sie – und desto mehr Vorbereitungen werden getroffen, mit unbekannten intelligenten Lebewesen in Kontakt zu treten.
Giovanni Schiaparelli
Den ersten Alien-Hype löste Giovanni Schiaparelli aus, der 1877 den Mars mit einem sehr rudimentären Teleskop kartografierte. Er bezeichnete die Mars-Canyons mit dem italienischen Begriff „canali“, was mit „canals“ ins Englische übersetzt wurde und Gänge oder Rohre bedeutet. In der damaligen Wahrnehmung mussten diese Rohre von einer außerirdischen Zivilisation angelegt worden sein. Das löste einen Hype aus, der Jahrzehnte anhalten sollte.
Bis heute ist nicht klar, ob dieser nur durch einen Übersetzungsfehler entstand, denn das italienische „canali“ kann im Englischen auch mit „channels“ übersetzt werden und stünde dann für Furchen, Senken oder Rinnen, die wiederum auf vollkommen natürliche Weise auf der Oberfläche des Mars entstanden sind.
Voraussetzung für Leben: Atmosphäre
Um Leben beherbergen zu können, muss ein Planet eine bestimmte Größe haben. Außerdem braucht es ausreichend Wasser und die chemischen Elemente, aus denen Leben entsteht: Wasserstoff, Sauerstoff, Kohlenstoff und Stickstoff. Weiter müsste der Planet die richtige Temperatur und eine Atmosphäre haben. Stimmen diese und weitere Faktoren, könnte es auf fast jedem Planeten Leben geben.
Der Saturnmond Titan gilt übrigens als erdähnlichster Himmelskörper des Sonnensystems. Die Oberflächentemperatur ist auf dem Titan zwar zu niedrig, aber er verfügt über eine dichte Atmosphäre und Seen aus flüssigem Methan und Ethan. Vorstufen von Leben werden auf dem Titan nicht ausgeschlossen.
Erfindung des Teleskops
Die Suche nach intelligentem Leben im All begann mit der Erfindung des Fernrohrs durch den deutsch-niederländischen Brillenmacher Hans Lipperhey vor etwa 400 Jahren. Forscher wie Galileo Galilei (der das Fernrohr als Erster als Teleskop benutzte) oder Giordano Bruno haben die damalige Weltanschauung auf den Kopf gestellt, indem sie herausfanden, dass die Sterne, die die Erde umgeben, Sonnen sind, die alle von Planeten umgeben sein könnten.
Sie nahmen damals schon an, dass die Erde nicht das Zentrum des Universums ist und es auch auf den anderen Planeten Leben geben könnte. Mit diesen Erkenntnissen war Giordano Bruno seiner Zeit so weit voraus, dass er im Jahr 1600 zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt wurde.
"Golden Records"
Ob wir im Weltall auf uns aufmerksam machen sollten, ist umstritten, da Szenarien für ein Aufeinandertreffen mit einer anderen Lebensform kaum einzuschätzen sind. Die Voyager 1, die 1977 zur Erforschung des äußeren Planetensystems gestartet ist und 2012 unser Sonnensystem verließ, hatte die „Golden Records“ an Bord. Die beiden vergoldeten Platten enthalten Artefakte und Botschaften an mögliche Entdeckerinnen und Entdecker aus dem Weltall.
Die Platten, die von unserer menschlichen Existenz auf Erden berichten sollten, sind unter anderem mit Bildern der Anatomie des Menschen bespielt, mit Grußbotschaften in 55 Sprachen, mit peruanischen Hochzeitsgesängen und einem Stück von Beethoven. Neben den „Golden Records“ gibt es weitere menschliche Versuche, sich im Weltall bemerkbar zu machen, etwa durch Signale, die optisch und im Radiobereich gesendet werden. Die Chance auf eine Reaktion ist jedoch klein, da Licht- und Radiowellen jahrzehntelang unterwegs sein können, bis sie auf andere Himmelskörper treffen.
Erforschung des Weltalls
Wir wissen mehr über das Weltall als über unsere Ozeane. Wir kennen die Größe des Universums, wissen, dass es etwa 10 hoch 22 Sterne hat, und kennen 5.000 Planeten außer-halb unseres Sonnensystems. Hingegen wird vermutet, dass in unseren Ozeanen 10 hoch 30 Lebewesen beheimatet sind, wovon wir nur etwa 20 Prozent kennen. Das Weltall und die Tiefsee sind ähnlich lebensfeindliche Räume.
1976 landete die Viking 1 als erste Sonde auf dem Mars, seither flogen mehr als 60 Missionen auf den Planeten. In die tiefste Stelle des Weltmeers, den Marianengraben, wurde bislang seltener getaucht, obwohl die Tiefseeforschung weitaus weniger kostspielig ist als die Raumfahrt.
Die Rolle der Vereinten Nationen
Die Vereinten Nationen sind die zuständige Organisation, wenn extraterrestrisches Leben mit uns in Kon-takt treten würde. 1958 wurde das United Nations Office for Outer Space Affairs (UNOOSA) eingerichtet, das unter anderem eine Post-Detection Policy entwarf, eine Richtlinie, die vorgibt, wie wir uns verhalten, wenn extraterrestrische Zivilisationen zu uns Kontakt aufnehmen sollten.
Kurz gefasst besagt die Policy, sich möglichst unauffällig zu verhalten, da diese Lebens-formen uns überlegen sein könnten. Einige ethische Fragen sind jedoch noch nicht geklärt, etwa, ob für solche Zivilisationen Menschenrechte gelten oder die von Tieren.
"Säulen der Schöpfung"
Das James-Webb-Teleskop der NASA zeigte uns Ende des vorigen Jahrs ein neues, sensationelles Bild aus dem All. Zu sehen sind die vier „Säulen der Schöpfung“ („Pillars of Creation“), einzigartige Türme aus inter-stellarem Gas und Staub, die immerzu in Bewegung sind und sich unablässig verändern. Sie enthalten Myriaden von Sternen. Die roten Details am oberen Rand der Säulen sind Sterne, die gerade erst entstehen und da-durch sehr aktiv sind.
Die „Säulen der Schöpfung“ befinden sich 6.500 bis 7.000 Lichtjahre von der Erde entfernt. Forscher und Forscherinnen suchen vorrangig nach Leben, nicht nach Intelligenz. Die Hypothese lautet: Leben verändert seine Umwelt. Ein Beispiel ist unsere Erde, auf der es bei ihrer Entstehung vor 14 Milliarden Jahren keinen Sauerstoff gab. Erst vor drei Milliarden Jahren hat sich mit der Entstehung von Leben die Fotosynthese entwickelt, seit zwei Milliarden Jahren produziert sie das Abfallprodukt Sauerstoff, das einen enormen Einfluss auf die Atmosphäre der Erde hat. Die Veränderungen von Atmosphären sind typische Zeichen von Metabolismus und damit von Leben.