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Content Credentials: Vertrauensanker in der KI-Ära

In einer Zeit, in der Deepfakes täuschend echt wirken und die Verbreitung von Falschinformationen im Internet rasant zunimmt, steht die Glaubwürdigkeit digitaler Inhalte auf dem Spiel. Was ist wahr und was nicht? Die Antwort könnte in einer Technologie liegen, die sich Content Credentials nennt – digitale Echtheitsnachweise, die das Vertrauen in die virtuelle Welt zurückbringen.

Inhalt

Ob als Sprachassistent, Chatbot oder Bildbearbeitungs-App: Künstliche Intelligenz (KI) ist längst in unser aller Leben angekommen. An vielen Stellen kann sie unseren Alltag erleichtern – aber sie birgt auch Risiken. KI spielt etwa bei der Verbreitung digitaler Desinformation eine entscheidende Rolle, denn durch KI-generierte Inhalte verschwimmt zunehmend die Grenze zwischen Wahrheit und Täuschung und es wird immer schwieriger, den Wahrheitsgehalt von Informationen und die Glaubwürdigkeit von Quellen zu beurteilen. So ist es inzwischen sogar möglich, mithilfe KI-generierter Videos realen Personen falsche Aussagen in den Mund zu legen. Vor allem im politischen Kontext stellen diese sogenannten Deepfakes eine akute Bedrohung für Demokratie und Gesellschaft dar. Selbst Medienprofis fällt es dabei immer schwerer, Original und Fälschung voneinander zu unterscheiden. Für Unternehmen und Branchen, deren Existenz von der Glaubwürdigkeit ihrer Berichterstattung abhängt, bedeutet digitale Desinformation deshalb eine massive Herausforderung.

Gerade mit Blick auf anstehende Wahlen gewinnt das Thema an Brisanz, da Desinformationskampagnen die politische Debatte beeinflussen und demokratische Prozesse untergraben können. Umso wichtiger ist es, Werkzeuge bereitzustellen, die die Integrität und Authentizität digitaler Inhalte sicherstellen. Eine neue Möglichkeit, die Glaubwürdigkeit von Medien zu gewährleisten, bieten sogenannte Content Credentials – innovative digitale Herkunftszertifikate.

Was sind Content Credentials?

Content Credentials sind ein neuer Standard für manipulationssichere Mediendaten: Sie speichern Informationen über die Herkunft und die Bearbeitungshistorie – etwa Erstellungsdatum, Autorenschaft, verwendete Software und die durchgeführten Änderungen – in einem Datensatz und verknüpfen sie mit dem Medieninhalt. Anders ausgedrückt: Content Credentials ermöglichen die Dokumentation von Herkunft und Bearbeitung digitaler Inhalte. Zukünftig könnten sie zudem als Inhaltsurhebernachweise dienen und somit die Rechte von Content-Erstellern und -Erstellerinnen stärken.

Content Credentials: So funktioniert das digitale Wasserzeichen

Content Credentials basieren auf kryptographischen Verfahren und stellen sicher, dass die Informationen über den Ursprung und die Bearbeitungshistorie eines Inhalts nicht manipuliert werden können.

So kann die Sicherung digitaler Inhalte mittels Content Credentials im Detail ablaufen:

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Erstellung des Inhalts und der Content Credentials:

Eine Fotografin macht ein Foto mit einer Kamera, die Content Credentials unterstützt. Beim Erstellen des Fotos generiert die Kamera einen eindeutigen Fingerabdruck des digitalen Bilds, den sogenannten Hash-Wert. Beim Hash-Wert handelt es sich um eine einzigartige Zeichenfolge, die sich ändert, sobald auch nur ein Pixel im Bild verändert wird. Gleichzeitig werden Informationen über die Entstehung des Fotos erfasst. Diese Informationen werden zusammen mit dem Hash-Wert in den Content Credentials gespeichert. Im Anschluss werden die Content Credentials digital signiert, um die Authentizität der Informationen und die Identität des Erstellers oder der Erstellerin zu garantieren. Dies geschieht mithilfe eines digitalen Zertifikats, das mit der Kamera verknüpft ist.

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Veröffentlichung und Verbreitung des Inhalts:

Das Foto wird zusammen mit den Content Credentials veröffentlicht, zum Beispiel auf einer Website, in einem sozialen Netzwerk oder über einen Messenger-Dienst. Die Content Credentials können dabei entweder direkt in die Datei des Fotos eingebettet oder als separate Datei mitgeliefert werden.

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Überprüfung der Content Credentials:

Ein Nutzer möchte nun die Echtheit des Fotos überprüfen. Er verwendet eine Software oder einen Online-Dienst, der Content Credentials lesen und verifizieren kann. Die Software berechnet den Hash-Wert des Fotos und vergleicht ihn mit dem in den Content Credentials gespeicherten Hash-Wert. Erweist sich die Signatur der Content Credentials als ungültig, wurde die Mediendatei verändert, wobei keine Änderungen nachvollzogen werden können. Ist sie hingegen korrekt, sichern die Content Credentials die gesamte Bearbeitungskette ab und können die erfolgten Änderungen anzeigen.

Technologie und Standards: CAI und C2PA

Damit die Technologie hinter den Content Credentials ihr volles Potenzial entfalten kann, braucht es gemeinsame Standards und eine breite Akzeptanz. Die Content Authenticity Initiative (CAI) und der C2PA-Standard bilden das Fundament für ein offenes und interoperables Ökosystem, mit dem sich Content Credentials erstellen, verifizieren und nutzen lassen.

Personen sitzen an einem Konferenztisch

Die Content Authenticity Initiative (CAI)

Die Content Authenticity Initiative (CAI) ist ein Zusammenschluss verschiedener Unternehmen, Medienhäuser und Nichtregierungsorganisationen, die sich für die Entwicklung und Verbreitung von offenen Standards für Content Credentials einsetzen. Zu den Gründungsmitgliedern der CAI gehören unter anderem Adobe, X (vormals Twitter), The New York Times und die BBC. Mittlerweile haben sich über 3.500 Unternehmen und Organisationen der Initiative angeschlossen, darunter Microsoft, Qualcomm, Nikon, die Associated Press und die Bundesdruckerei GmbH. Die Initiative verfolgt im Wesentlichen folgende Ziele:

Die CAI möchte dazu beitragen, die Verbreitung von Fake News, manipulierten Inhalten und irreführenden Informationen im Internet einzudämmen.

Content Credentials als Standard sollen das Vertrauen der Nutzenden in die Authentizität und Integrität digitaler Inhalte stärken.

Die CAI setzt sich für mehr Transparenz bezüglich der Herkunft und der Bearbeitung von digitalen Inhalten ein.

Die CAI fördert offene Standards wie C2PA und quelloffene Software. Damit soll gewährleistet sein, dass Content Credentials über verschiedene Plattformen und Anwendungen hinweg interoperabel sind.

Der C2PA-Standard

Der C2PA-Standard bildet die Basis für die zuverlässige und interoperable Nutzung von Content Credentials. Er definiert, wie die digitalen Echtheitsnachweise technisch aufgebaut, gespeichert, an Inhalte angeheftet und verifiziert werden. Dazu legt der C2PA-Standard beispielsweise fest, welche Informationen in einem Content Credential gespeichert werden. Außerdem definiert er Mechanismen, mit denen sich Content Credentials sicher an digitale Inhalte anheften lassen, ohne die Inhalte selbst zu verändern. Zudem legt er fest, wie man die Echtheit der Content Credentials und der darin enthaltenen Informationen überprüfen kann.

Durch die Etablierung eines einheitlichen Standards wie C2PA wird die Nutzung von Content Credentials skalierbar und vertrauenswürdig. Verschiedene Hersteller, Software-Entwickler und Plattformen können auf dieser Basis interoperable Lösungen schaffen, welche die Verbreitung und Akzeptanz von Content Credentials fördern.

Content Credentials in der Praxis

Obwohl Content Credentials eine relativ neue Technologie sind, werden sie bereits jetzt in verschiedenen Bereichen genutzt:

Piktogramm Kamera

Fotografie

Der renommierte Kamerahersteller Leica integriert Content Credentials bereits in seine Kamera M11-P, um die Authentizität von Fotos zu schützen. Es handelt sich um die erste Kamera weltweit, die einen digitalen Herkunftsnachweis schon bei der Aufnahme ermöglicht. Die Technologie basiert auf dem C2PA-Standard und wird durch ein Gerätezertifikat direkt in der Kamera implementiert. Dieses Zertifikat stellt D-Trust bereit, ein Unternehmen der Bundesdruckerei-Gruppe. Indem das Zertifikat die Metadaten digital signiert, können Fotografen und Fotografinnen sowie Bildagenturen die Herkunft von Bildmaterial sicherstellen – und auch dafür einstehen, dass bei der Aufnahme keine Manipulation erfolgt ist.

Piktogramm Farbpalette

Bildbearbeitung

Adobe Photoshop, die führende Software für Bildbearbeitung, nutzt Content Credentials, um die Bearbeitungsschritte bei Bildern transparent zu machen: Nutzer und Nutzerinnen können in einer Versionshistorie nachvollziehen, wie und auf welche Art ein Bild verändert worden ist.

Piktogramm Vielfalt

Journalismus

Nachrichtenagenturen und Medienhäuser setzen auf Content Credentials, um die Glaubwürdigkeit ihrer Berichterstattung zu stärken. Durch die Verifizierung und Sicherung der Bilder und Videos können sie gewährleisten, dass sie keine manipulierten Inhalte verbreiten, beziehungsweise anzeigen, welche optischen Veränderungen an einem Inhalt erfolgt sind.

Piktogramm KI

Wasserzeichen für KI-generierte Inhalte

KI-generierte Inhalte als solche zu erkennen, wird zunehmend wichtiger. Auch in diesem Fall können Content Credentials einen wertvollen Beitrag leisten: Werden sie mit einem digitalen Wasserzeichen verknüpft, das sich nicht mehr ohne Weiteres entfernen lässt, lässt sich mit ihnen belegen, dass Bilder, Videos oder Texte durch eine Künstliche Intelligenz erstellt wurden.

Content Credentials: Sichere Lösungen von der Bundesdruckerei

Als vertrauenswürdiger Partner in der Digitalisierung beschäftigt sich die Bundesdruckerei-Gruppe bereits intensiv mit Anwendungen rund um Content Credentials. Insbesondere D-Trust bietet verschiedene Lösungen an, die auf dem C2PA-Standard basieren. Für den Kamerahersteller Leica stellt der Vertrauensdiensteanbieter Zertifikate bereit, die eine Nutzung der Content Credentials bereits bei der Aufnahme eines Fotos ermöglichen. Darüber hinaus betreibt D-Trust die nötige Public Key Infrastructure (PKI) für die Content Credentials. Durch diese Infrastruktur können die digitalen Zertifikate, die für die Signatur und Verifizierung erforderlich sind, ausgestellt und verwaltet werden. Mehr Informationen zur Kooperation im Kampf gegen Desinformation und Bildmanipulation finden Sie hier. Zudem setzt sich die Bundesdruckerei-Gruppe für die breite Akzeptanz und Interoperabilität von Content Credentials ein, indem sie das C2PA-Schema unterstützt, das offen und für alle Akteure und Akteurinnen im digitalen Ökosystem zugänglich ist.

Mehr Vertrauen in Websites durch QWACs

Zusätzlich zu Content Credentials bietet die Bundesdruckerei-Gruppe Qualified Website Authentication Certificates (QWACs) an. Da die Ausgabe dieser Website-Zertifikate an umfangreiche Identitätschecks geknüpft ist, bestätigen QWACs, dass sowohl die Domain als auch deren Inhaber oder Inhaberin überprüft wurden. Damit können Täuschungsversuche verhindert werden. QWACs dürfen als Vertrauensdienst gemäß der eIDAS-Verordnung der Europäischen Union ausschließlich von qualifizierten Vertrauensdiensteanbietern (QTSPs) ausgegeben werden, die strenger Regulierung unterliegen – zu ihnen zählt auch D-Trust.

Ausblick: Content Credentials als Wegbereiter für ein vertrauenswürdiges Internet

Content Credentials haben das Potenzial, das Vertrauen in digitale Inhalte herzustellen und Desinformation effektiv zu bekämpfen. Sie sind ein wichtiges Instrument, um die Medienkompetenz von Usern und Userinnen zu stärken, und schaffen mehr Transparenz im digitalen Raum. Eine besondere Stärke der Content Credentials besteht darin, dass sie bereits bei der Entstehung von Inhalten ansetzen können. Anstatt manipulierte Inhalte im Nachhinein aufzuspüren und zu löschen, schützen sie damit von Beginn an die Authentizität von Informationen.

Leica Kamera

Content Credentials bieten sich als Werkzeug für Staaten an, die sich der Wahrung der Meinungsfreiheit und dem Schutz der Demokratie verpflichtet haben: Angesichts der Bedrohung durch Desinformationskampagnen – vor allem im Kontext von Wahlen – braucht es wirksame Instrumente, die die Integrität digitaler Informationen gewährleisten. Content Credentials können dazu beitragen, die Verbreitung von Falschinformationen einzudämmen, ohne dabei die Meinungsfreiheit einzuschränken. Sie ermöglichen Bürgern und Bürgerinnen, sich aktiv gegen Desinformation zu wappnen.

Die flächendeckende Einführung von Content Credentials ist auch mit Herausforderungen verbunden: Die Technologie muss sich in der Praxis bewähren. Dafür benötigt sie die Akzeptanz und Unterstützung vieler Akteure und Akteurinnen im digitalen Ökosystem – von den Kamera- und Software-Herstellern bis hin zu den Betreibern von Social-Media-Plattformen sowie staatlichen Institutionen. Nur wenn viele Beteiligte die Content Credentials als verlässliche Inhaltsurhebernachweise anerkennen, können die Echtheitszertifikate breite Wirkung entfalten. Dass bereits große Unternehmen wie Microsoft oder Google die Content Authenticity Initiative unterstützen, ist ein wichtiges Signal für die Zukunft. Es zeigt, dass das Ökosystem hinter den Content Credentials beständig wächst. Allerdings müssen parallel die Technologien weiterentwickelt werden, um zukünftigen Anforderungen gerecht werden zu können. Schließlich nimmt auch die Komplexität der Techniken, mit denen Desinformation verbreitet wird, stetig zu.

Indem sie die nötige Infrastruktur bereitstellt, offene Standards fördert und vertrauenswürdige Anwendungen entwickelt, liefert die Bundesdruckerei-Gruppe hochsichere Lösungen für den Kampf gegen digitale Desinformation und leistet einen wichtigen Beitrag zur Stärkung des Vertrauens in die digitale Welt.

Content Credentials: häufig gestellte Fragen (FAQ)

Content Credentials sind manipulationssichere Metadaten, welche die Herkunft und Bearbeitung digitaler Inhalte dokumentieren. Dazu speichern sie beispielsweise Informationen über den Urheber oder die Urheberin, das Erstellungsdatum und vorgenommene Änderungen. Content Credentials helfen dabei, die Authentizität von Informationen zu gewährleisten und das Vertrauen der Nutzenden in digitale Medien zu stärken.

Content Credentials basieren auf kryptographischen Verfahren. Bei der Erstellung eines Inhalts werden die relevanten Informationen in einem manipulationssicheren Datensatz, dem Content Credential, gespeichert. Dieser Datensatz wird mit dem Inhalt verknüpft und ist jederzeit überprüfbar. Selbst wenn der Inhalt kopiert oder geteilt wird, bleiben die Content Credentials erhalten.

Die Content Authenticity Initiative (CAI) ist ein Zusammenschluss von Technologieunternehmen, Medienhäusern und Nichtregierungsorganisationen, die sich für die Entwicklung und Verbreitung von Content Credentials einsetzen. Die CAI fördert offene Standards und arbeitet daran, die Technologie für alle zugänglich zu machen.

Der C2PA-Standard (Coalition for Content Provenance and Authenticity) definiert die technischen Spezifikationen für Content Credentials. Der Standard stellt sicher, dass verschiedene Anwendungen und Plattformen Content Credentials lesen und verifizieren können.

Content Credentials bieten Vorteile für viele Akteure und Akteurinnen. Dazu zählen vor allem Medienmitarbeitende, Nachrichtenagenturen und Medienhäuser. Sie alle können Content Credentials nutzen, um die Glaubwürdigkeit von Nachrichtenberichten zu erhöhen und das Vertrauen der Nutzer und Nutzerinnen in die Berichterstattung zu stärken. Außerdem geben Content Credentials Internetnutzenden die Möglichkeit, die Echtheit von Inhalten zu überprüfen und fundierte Entscheidungen über die Informationen zu treffen, die sie konsumieren und teilen.

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